Kahnbeinbruch

Das Kahnbein ist einer der wichtigsten Handwurzelknochen, welche die Verbindung der Hand mit dem Unterarm bilden und Teil des Handgelenkes sind. Das Kahnbein liegt daumenseitig schräg zwischen den übrigen Handwurzelknochen und der Speiche. Aufgrund seiner exponierten Lage und der großen Beweglichkeit ist das Kahnbein der Handwurzelknochen, der am häufigsten bricht. Der Unfallhergang ist typischerweise ein Sturz auf die überstreckte Hand, was häufig bei Auffangbewegungen beim Sport der Fall ist.

Die Patienten beklagen nach dem Sturz manchmal eine Schwellung am Handgelenk und geben Schmerzen auf der daumennahen Seite des Handgelenkes an, die bei Belastung verstärkt werden. Gelegentlich bleibt der Bruch unbemerkt. Erstens, da die Beschwerden, die ein Kahnbeinbruch verursacht, zunächst oft nicht sehr ausgeprägt sind und zweitens, weil das Kahnbein in der Standardröntgenuntersuchung des Handgelenkes nicht ausreichend gut darstellbar ist. Bei verkannten Kahnbeinbrüchen besteht aber aufgrund der sehr langsamen Knochenheilung des Kahnbeins eine erhebliche Gefahr, eine sogenannte Kahnbeinpseudarthrose auszubilden, u.a. auch da das Kahnbein insbesondere in seinem körpernahen Anteil nur sehr schlecht durchblutet ist.

Bei der Kahnbeinpseudarthrose handelt es sich um ein Falschgelenk, welches dann dauerhafte Beschwerden im Handgelenk hervorruft. Aus diesem Grund sollte nach dem entsprechenden Trauma und dem begründeten Verdacht auf eine Kahnbeinfraktur eine erweiterte Röntgenuntersuchung (Stecher-Aufnahme, Röntgen Handgelenk pa in max. Ulnaadduktion) durchgeführt werden. Die exakte Darstellung des Bruches ist nämlich erforderlich, um eine adäquate Therapie einzuleiten. Können hierdurch keine klaren Verhältnisse geschaffen werden, dann sollte eine Computertomographie in Längsachse des Kahnbeines erfolgen, um sicher einen Bruch nachzuweisen oder auszuschließen und die Frage der Instabilität des Bruches zu klären. Zusätzlich kann hierdurch gleich festgestellt werden, ob es sich um einen stabilen Bruch oder einen verschobenen und damit instabilen Bruch handelt. Eine Kernspinaufnahme des Handgelenks ist für die Diagnostik eines Bruches weniger hilfreich, jedoch elementar für die Fragestellung von Bandverletzungen.

Kahnbeinfrakturen, deren Bruchstücke nicht verschoben sind, sogenannte stabile Frakturen, können nur mit einer - allerdings 12-wöchigen - Gipsruhigstellung behandelt werden. Um diese extrem lange Behandlungsdauer abzukürzen besteht aber die Möglichkeit, auch den stabilen Kahnbeinbruch zu operieren. Hierbei kann eine minimal-invasive Operationstechnik zum Einsatz gebracht werden. Dabei sind nur sehr kleine Hautschnitte erforderlich, über die dann das Kahnbein mit einer Titanschraube stabilisiert wird.

Leider sind die meisten Kahnbeinbrüche aber instabil. Als instabil werden alle Frakturen mit verschobenen Knochenbruchstücken, handgelenksnahe Frakturen und Trümmerbrüche angesehen. Diese Frakturen müssen operativ behandelt werden und hierzu ist eine offenen Operationstechnik notwendig, da die Bruchstücke unter Sicht reponiert, das heißt wieder gerade aufeinander gefügt, werden müssen. Der operative Zugang wird je nach Lokalisation des Bruches entweder von der Beuge- oder von der Streckseite aus gesucht. Die Stabilisierung der Bruchenden erfolgt dann mit einer Titanschraube ("Herbert-Schraube"), die normalerweise auch im Knochen verbleiben kann und nur in Ausnahmefällen wieder entfernt werden muss.

 

Ein Kahnbeinbruch kann zur Kahnbein-Pseudarthrose und Handgelenksarthrose führen.
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