Kahnbeinpseudarthrose

In Folge einer unbehandelten Kahnbeinfraktur kommt es aufgrund der schlechten Knochenheilung im Bereich der Handwurzelknochen oftmals zu einer chronischen Instabilität. Die Bruchenden sind nicht fest knöchern zusammen gewachsen, wie es normalerweise nach einem Knochenbruch der Fall ist, sondern es bildet sich Narbengewebe, welches keine Stabilität gewährleistet. Diese Defektheilung wird als Pseudarthrose (Falschgelenk) bezeichnet.

Die Folge einer permanenten Instabilität im Handgelenk ist verheerend. Die beweglichen und oft verkanteten Knochenbruchstücke führen zu einer Reibung der Gelenkflächen aufeinander, die über Jahre hinweg zu einer schweren Handgelenksarthrose, das heißt zu einem irreversiblen Gelenkverschleiß, führt. In fortgeschrittenen Fällen sind nicht nur Schmerzen, sondern auch eine Einsteifung des Handgelenkes und Kräfteverlust in der Hand die Folge davon. Daher sollte jede, auch zufällig entdeckte Pseudarthrose, operativ versorgt werden, selbst wenn zum jeweiligen Zeitpunkt keine gravierenden Beschwerden bestehen.

Bei einer rekonstruktiven Operation wird der Zugang je nach Lokalisation der Pseudarthrose auf der Beuge- oder Streckseite des Handgelenkes gewählt. Um eine optimale Übersicht über die Lage der Knochenbruchstücke zu haben, muss eine offene Operationstechnik angewendet werden. Ziel ist es, die Bruchstücke des Kahnbeines so zu verbinden und zu fixieren, dass sie wieder knöchern zusammenwachsen. Dazu wird das Narbengewebe entfernt und der entstandene Spalt mit körpereigenem Knochenmaterial aufgefüllt (Matti-Russe-Technik - ohne Schraube). Dieser Knochenspan wird in der Regel aus der Beckenschaufel entnommen. Danach erfolgt heute meist die Fixierung der Knochenteile mit einer Spezial-Kahnbein-Schraube ("Herbert-Schraube") oder mit Drähten. Manchmal kommt es aber vor, dass in zertrümmerten Knochenstücken oder aber sehr kleinen Bruchstücken das Knochengewebe keine eigene Durchblutung mehr aufweist. Dann muss ein vitales Ersatzstück aus der Speiche oder gar mikrovaskulär aus dem Beckenkamm oder Schienbeinkopf gewonnen und in die entstandene Lücke versetzt werden. In der Zeit nach einer Operation wird für 8-12 Wochen ein Unterarmgips getragen und das Handgelenk ruhig gestellt. So lang dauert es nämlich mindestens, bis sich eine neue und belastbare Knochenverbindung ausgebildet hat. Je nach Röntgenbefund ist eine verlängerte Ruhigstellung erforderlich, um den Erfolg der Operation nicht zu gefährden.

 

Die Kahnbeinpseudarthrose kann in Folge eines Kahnbeinbruchs entstehen.
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