Karpale Bandverletzungen

Die Handwurzelknochen bilden den körperfernen Teil des Handgelenkes aus. Sie sind untereinander komplex durch Bänder fixiert. Diese tragen zur Stabilisierung, aber auch Beweglichkeit, des Handgelenkes erheblich bei. Durch Verletzungen der Bänder (Zerrung, Rupturen oder Teilrupturen), welche nicht erkannt und behandelt werden, werden sog. Gefügestörungen verursacht, die eine dauerhafte Fehlbelastung der Gelenkflächen bedingen können. Diese führt dann über Jahre unweigerlich zu einer Arthrose im Handgelenk. Die häufigste Bandverletzung betrifft das scapholunäre Band, das Band zwischen Kahn- und Mondbein (siehe auch SLAC-wrist I-III).

In den meisten Fällen ist ein Sturz auf die Hand die Ursache dieser Verletzungen. Es bestehen Schmerzen und eine Schwellung des Handgelenkes, die nur allzu leicht mit einer Verstauchung verwechselt werden können. Unter konservativen Behandlungsmaßnahmen klingen die Beschwerden auch in vielen Fällen zunächst soweit ab, dass der eigentliche Bandschaden oftmals über Jahre hinweg unbemerkt bleibt. Ein Bagatelltrauma ist dann oft der Auslöser für das Auftreten heftiger Beschwerden, die aus der Fehlbelastung des Handgelenkes und der im Verborgenen fortgeschrittenen Arthrose des Handgelenkes resultieren.

Bei einer Verstauchung der Hand sollte also bei begründetem Verdacht auf eine begleitende Bandverletzung die klinische Untersuchung durch spezielle Tests wie zum Beispiel den "Ballottment-Test" oder den "scaphoid-shift-Test nach Watson" ergänzt werden. Damit kann eine bestehende Instabilität evtl. rechtzeitig erkannt werden. Gefügestörungen und dynamische Instabilitäten können durch Röntgenaufnahmen (Belastungsaufnahmen) dargestellt werden. Frische Bandverletzungen können in der MRT nachgewiesen werden; bei älteren Verletzungen ist die Aussagekraft der MRT nicht immer sicher. Endgültige Sicherheit verleiht eine arthroskopische Untersuchung des Handgelenkes. Hierbei kann der Bandschaden genau lokalisiert und quantifiziert werden. Auch kann dabei zwischen frischen oder alten Bandverletzungen unterschieden werden, was wesentlich für die Planung einer operativen Therapie ist.

Alle frischen Teilrupturen können konservativ, d.h. mit Ruhigstellung im Gipsverabnd behandelt werden, sofern keine Gefügestörung nachgewiesen werden kann. Bei vollständiger Zerreißung der karpalen Bänder können die Bänder nur selten direkt vernäht oder bei einem knöchernen Ausriss auch am Knochen verankert werden, da die Strukturen sehr klein sind. Meist werden Spickdrähte eingebracht, die die Handwurzelgelenke bis zur sicheren Ausheilung der Verletzungen fixieren. Nach ca. 8 Wochen können die Drähte wieder entfernt werden. Eine Gipsbehandlung ist für diesen Zeitraum erforderlich.

Bei alten Verletzungen kann man die Bänder in vielen Fällen nicht mehr reparieren, da meist eine pathologische Beweglichkeit der Handwurzelknochen vorliegt. Um diese zu stabilisieren wird eine Kapsulodese vorgenommen. Dabei handelt es sich um eine Korrekturoperation, bei der die Gelenkkapsel des betroffenen Gelenkes stark gestrafft wird und damit entsprechenden Halt gibt. Hat sich bereits eine höhergradige Arthrose ausgebildet, sind rekonstruktive Maßnahmen am Bandapparat nicht mehr sinnvoll (SLAC-wrist I-III).