Mondbeinnekrose

Das Mondbein ist einer der Handwurzelknochen und bildet gemeinsam mit dem Kahnbein den der Speiche nahen Teil unseres Handgelenkes. Die Mondbeinnekrose findet sich gehäuft bei Patienten mit einer Ulna-Munis-Variante (die Elle ist kürzer als die Speiche).

Synonyme der Erkrankung sind Lunatumnekrose, Lunatummalazie, Mondbeintod, Kienböck Krankheit oder Morbus Kienböck (Universitätsprofessor aus Wien). Alle diese Begriffe beschreiben die Zerstörung des Mondbeines (Os lunatum). Dabei bedeutet der Begriff Malazie eine örtliche Erweichung, der Begriff Nekrose die Zerstörung des Knochengewebes aufgrund eines lokal verminderten Gewebsstoffwechsels.

Aus noch ungeklärter Ursache (allerdings wird eine erhöhter Druck auf das Mondbein vermutet) tritt eine Durchblutungsstörung im Knochen auf, deren Folge Schmerzen mittig an der Streckseite des Handgelenkes sind. Manchmal ist die Mondbeinnekrose die Folge einer Verrenkung des Mondbeines gegenüber dem Handgelenk und insbesondere deren verspäteter Einrichtung nach einem Sturz auf die Hand ("perilunäre Luxation" - Hochrasanztrauma, Motorradunfall, Sturz aus großer Höhe, etc). Weiterhin werden als mögliche Ursachen häufige und starke Erschütterungstraumata der Handwurzel, wie zum Beispiel durch das langjährige Arbeiten an einem Presslufthammer oder ein ungünstiges Längenverhältnis von Elle und Speiche diskutiert.

Zunächst werden die Schmerzen nur durch Belastung oder Bewegung ausgelöst, später bestehen sie auch in Ruhe weiter. Bei fortgeschrittener Erkrankung ist eine Kraftminderung der Hand und Bewegungseinschränkungen im Handgelenk zu erwarten.

Die Erkrankung wird je nach Schweregrad der Zerstörung des Mondbeines in mehrere Stadien eingeteilt und anhand eines Röntgenbildes bzw. Kernspintomographie diagnostiziert. Dabei korreliert das Ausmaß der Beschwerden nicht immer mit dem im Röntgenbild festgestellten Stadium.

Stadieneinteilung der Mondbeinnekrose

Anm.: In der Literatur findet sich gelegentlich auch eine anders lautende Bezeichnung der Stadien mit den Ziffern 0-III, die inhaltlich aber mit den unten genannten übereinstimmen.

Im Stadium I ist auch die zusätzliche Untersuchung mittels Kernspintomographie (MRT) mit Kontrastmittel erforderlich, da hier im Röntgenbild noch gar keine Veränderung zu erwarten ist. Im Stadium II ist das Mondbein im Röntgenbild bereits optisch verdichtet und in der Kernspintomographie kann bereits ein komplettes Absterben des Knochens (Nekrose) dargestellt werden, ohne dass die Höhe des Mondbeines insgesamt vermindert ist. Im Stadium IIIa entspricht er Befund dem Stadium II, aber der Knochen ist bereits etwas in sich zusammengefallen und hat bereits etwas an Höhe verloren. Er weist im Röntgenbild ein mosaikartiges Aussehen auf, die benachbarten Knochen befinden sich aber noch in unveränderter Lage. Im Stadium IIIb hat der Substanzverlust des Mondbeines schließlich die Fehlfunktion des Handgelenkes zur Folge. Es liegt eine partielle, d.h. umschriebene Arthose im Handgelenk vor. Das Spätstadium IV beschreibt die irreversible und vollständige Handgelenksarthrose mit komplett zerfallenem Mondbein.

Therapie

Die Behandlung des Morbus Kienböck orientiert sich am Krankheitsstadium. Im Stadium I kann nach einer ein- bis mehrmonatigen Orthesenbehandlung (Stützverband mit fehlhaltungskorrigierender Funktion) entschieden werden, ob die Erkrankung fortschreitet oder nicht. Dazu sind regelmäßige Kontrollen erforderlich. Schreitet die Krankheit fort, wird ab dem Stadium II eine Druckentlastung des Mondbeines angestrebt. Dazu kann entweder die Speiche operativ verkürzt und mit einer Platte stabilisiert werden, sofern die Speiche nicht bereits anlagebedingt kürzer ist als die Elle. Ansonsten kommt eine operative Teilversteifung der Handwurzel in Frage. Dabei wird der dem Mondbein benachbarte Handwurzelknochen, das Kahnbein, mittels Spickdrähten oder Schrauben an zwei weiteren Handwurzelknochen (Os trapezium, Os trapezoideum) fixiert (STT-Arthrodese, interkarpale Teilarthrodese). Dadurch wird ein Abkippen des Kahnbeins in Richtung der Speiche verhindert und damit der Druck auf das Mondbein reduziert.

Zusätzlich können die versorgenden "Schmerz"-Nerven durchtrennt werden (Denervation), was fraglich eine verbesserte Durchblutung und gleichzeitige Schmerzminderung zur Folge hat. Für 6-8 Wochen muss das Handgelenk nach dem Eingriff im Gips ruhig gestellt werden. Die Schrauben können im Knochen verbleiben, die Drähte sollten entfernt werden.

Im Spätstadium der Mondbeinnekrose ist des Handgelenk so stark verändert, dass meist die körpernahe Handwurzelreihe komplett entfernt werden muss (PRC: "Proximal row carpectomy"). Ist die Arthrose weit fortgeschritten, muss das Handgelenk dauerhaft und vollständig versteift werden, um eine bleibende Schmerzfreiheit zu erreichen. Dabei bleibt die Beweglichkeit der Finger aber erhalten, so dass die Hand, wenn auch eingeschränkt, noch benutzt werden kann.