Motorische Ersatzplastiken (motorische Ersatzoperationen)

Manchmal kommt es vor, dass die Nerven zu sehr geschädigt sind und keine Möglichkeit zur Rekonstruktion oder Transplantation besteht. Sind durch direkte oder indirekte Unfallfolgen irreparable Schäden an Muskeln aufgetreten, dann kommen sogenannte Ersatzplastiken zum Einsatz.

Bei dieser Methode wird entweder nur der Ansatzpunkt eines gesunden Muskels auf den erkrankten Muskel versetzt oder aber der gesamte Muskel unter Erhaltung seiner versorgenden Nerven und Blutgefäße transplantiert. Bei einer sogenannten "freien Transplantation" wird der Muskel mit Gefäß- und Nervenstiel entnommen und mikrovaskulär an Nerven und Gefäße im Zielgebiet angeschlossen. Hier besteht allerdings der Nachteil, dass die Nervenzellen ebenfalls erst wieder über die Nahtstelle bis zum Erfolgsorgan Muskel hineinsprossen müssen. Damit verliert der Muskel zunächst an Stärke, da er nur indirekt über außen angelegten Strom innerviert werden kann. Diese Stimulation von außen muss regelmäßig und über einen längeren Zeitraum erfolgen, da die Geschwindigkeit mit der sich ein Nerv regeneriert je nach Alter des Patienten lediglich ca. einen Millimeter am Tag beträgt.

Ziel der motorischen Ersatzoperation ist es, eine möglichst große Funktionalität der Hand zu erreichen. Alle Funktionen, die auch durch Training nicht von anderen Muskeln ausgeglichen werden können, versucht man durch Kopplung von gelähmten an gesunde Muskeln wiederherzustellen. Funktionell weniger dringend erforderliche Muskeln sollen dann die Aufgaben von für die Funktion der Hand unerlässlichen Muskeln übernehmen.

Unabdingbar für die Greiffunktion der Hand ist vor allem die Fähigkeit des Daumens, den anderen Fingern gegenübergestellt oder im Fachjargon opponiert zu werden. Daher wird bei Verlust dieser Funktion die sogenannte Opponensplastik angewendet. Dabei wird eine der beiden Beugesehnen des Ringfingers zum Daumen umgeleitet und übernimmt dort die Funktion des Daumens.

Eine weitere häufige Ersatzplastik ist die Umsetzung der eigenen Zeigefingerstrecksehne auf die lange Daumenstrecksehne. Die lange Daumenstrecksehne reißt häufig im Rahmen von distalen Radiusfrakturen (Speichenbrüchen, Handgelenksbrüchen), da das Fach, in dem die Strecksehne verläuft sehr eng ist. Manchmal sind Risse der Daumenstrecksehnen aber auch auf mechanische Probleme durch eingebrachte Schrauben oder Platten zurückzuführen.