Völkerverständigung mal anders

Wie schon in früheren Jahren gestattete die Klinikleitung des Klinikums Penzberg die kostenlose Unterbringung und Behandlung eines Kindes aus Afghanistan und freiwillige Mitarbeiter/innen aus allen Abteilungen des Hauses hatten ihre Unterstützung zugesagt.

Angefragt hatte das Friedensdorf International e.V. in Oberhausen, eine Hilfseinrichtung, die verletzte Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten zur medizinischen Versorgung nach Deutschland holt. In enger Zusammenarbeit mit der Partnerorganisation "Afghanischer Roter Halbmond" (ARCS) holt das Friedensdorf Jahr für Jahr Kinder, die im Land nicht versorgt werden können zur medizinischen Behandlung nach Deutschland.

Anfang Oktober kam die 10-jährige K. zu uns zur Behandlung einer superinfizierten Verbrennungskontraktur des linken Beines, die sie sich als ca. 2-jähriges Kleinkind am offenen Feuer im Elternhaus zuzog. Mit Wachstum des Kindes wurde die Deformität schlimmer, mit Kniekontraktur, Keloid am Fußrücken und Pronation/Eversion des Fußes, was einen Sohlenkontakt des Fußes unmöglich machte und eine Beinverkürzung zur Folge hatte. Unbehandelt würden diese Probleme natürlich noch zunehmen…

Inzwischen hat sie fünf Operationen und zahlreiche Verbandswechsel hinter sich: Entfernen des 3MRGN-infizierten Keloids, Lösen der Kontrakturen, VAC-Verband, Suralis-Lappenplastik und Spalthauttransplantationen. Mit dem Überschuss an Lappengewebe hat sie einen Gewebevorrat für das weitere Wachstum, denn mit dem Abheilen der Operationswunden ist die Behandlung des Mädchens natürlich noch nicht vorbei! Wie bei einem Kind mit Klumpfuß sind langwierige Quengelschienenbehandlungen, spezielle Schuh- und Einlagenversorgungen erforderlich.

Erfreulicherweise hat sich Herr Christian Haake aus Penzberg mit seinem Team bereit erklärt, diesen wichtigen Part der Schuhversorgung zu starten, ohne den die operative Behandlung nicht erfolgreich sein könnte.

Das tapfere Mädchen ist sehr aufgeweckt, hat schon viel Deutsch gelernt, hat aber auch das riesige Glück, dass Herr Chefarzt Dr. R. Miksch einen afghanischen Kollegen in seinem Team hat: Dr. F. Popal konnte sprachlich und kulinarisch zum Abbau von Ängsten und Vermeidung von Missverständnissen beitragen. Vom Pflegeteam wird K. natürlich rund um die Uhr verwöhnt und von der OP-/Anästhesiemannschaft wurde alles getan, um die notwendigen „Gemeinheiten“ möglichst gering zu halten.

Wenn sie dann wieder im Friedensdorf in Oberhausen ankommt hat sie ihren Freundinnen dort sicher viel aus Penzberg zu erzählen, bevor dann alle Kinder in ein paar Monaten wieder nach Afghanistan zur ihren Familien zurückkehren werden.

Dr. Gaby Fromberg
Dr. Eva-Maria Baur

Abteilung für Plastische Chirurgie und Handchirurgie, Klinikum Penzberg


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