Partielle Kniegelenkdenervation nach Dellon
Chronische Schmerzen im Kniegelenk können manchmal auch nach Ausschöpfung aller operativen und konservativen Behandlungsversuche verbleiben. Patienten, die unter diesem schwierigen Problem leiden, können wir eine in Deutschland wenig bekannte Behandlungsmöglichkeit anbieten. Professor A.L. Dellon (Plastische Chirurgie und Neurochirurgie, Baltimore, USA) entwickelte eine Operation zur Behandlung von Knieschmerzen, die er seit 1992 erfolgreich klinisch durchführt. Dr. G. Fromberg hat diese Methode bei Prof. Dellon erlernt und wendet sie seit 1995 an.
Art der Operation
Bei diesem Eingriff werden kleine schmerzleitende Nerven um das Kniegelenk herum aufgesucht und ein Stück dieser Nerven entfernt, damit sie nicht wieder zusammenwachsen und erneut Schmerzen vermitteln können. Das Kniegelenk selbst wird dabei nicht eröffnet, denn die Nerven werden in der Muskulatur bzw. im Fettgewebe aufgesucht. Dies bedeutet, dass die Veränderungen von Knochen, Knorpel oder Bändern, die zur Entstehung der Schmerzen geführt hat, davon unbeeinflusst bleiben, d.h. das Knie kann auch in Zukunft gelegentlich anschwellen bzw. die im Röntgenbild nachweisbaren Veränderungen können fortschreiten. Bei Erfolg der Operation sind aber die damit verbundenen Schmerzen auf ein erträgliches Maß reduziert oder gar völlig beseitigt. Die Erfahrungen seit 1992 sind ermutigend.
Landläufig besteht häufig die Vorstellung, dass die Durchtrennung eines Nervens zu einer Lähmung führt. Bei der Kniegelenksdenervation ist dies nicht zu befürchten, da die Nerven, die hierbei gekürzt werden, keine Muskelfunktion kontrollieren. Die Beweglichkeit bleibt also unverändert oder wird besser, falls die bisherige Bewegungseinschränkung vorwiegend auf Schmerzen beruhte. Das Gefühl an der Hautoberfläche bleibt in der Regel ebenfalls unverändert, mit Ausnahme von gelegentlichem Taubheitsgefühl um die Operationsnarbe herum oder falls ein Nerv bei vorausgegangener Operation in die Narbe eingewachsen ist.
Wem hilft die Kniegelenksdenervation?
Nach Ausschöpfen der üblichen operativen und konservativen Maßnahmen und fortbestehenden Knieschmerzen sollte die Kniegelenksdenervation in Betracht gezogen werden. Vielen älteren Patienten konnte bei fortgeschrittener Arthrose bislang als letzte Möglichkeit nur die Implantation eines künstlichen Kniegelenks vorgeschlagen werden, ein recht ausgedehnter Eingriff, der für manche Patienten risikoreich sein kann. Die Kniegelenksdenervation ist dagegen ein vergleichsweise kleiner Eingriff, der auch gebrechlichen Menschen zugemutet werden kann. Um den möglichen Erfolg abschätzen zu können, empfehlen wir, im Rahmen des ersten Informationsgesprächs eine Testblockade der betroffenen Knienerven durchzuführen. Nach Ertasten des schmerzhaften Nervenaustritts-punktes wird in diesem Bereich eine kleine Menge eines örtlichen Betäubungsmittels eingespritzt. Hiermit wird - leider nur vorübergehend - die Funktion des umspritzten Nervens aufgehoben. Der Patient kann dann im Rahmen eines Spazierganges bzw. Treppensteigens feststellen, ob und in welchem Maße die Schmerzen verringert sind. Nur wenn dieser Test vom Patienten eindeutig als positiv beurteilt wird empfehlen wir die Durchführung der Operation.
Ablauf der Kniegelenkdenervation
Die Operation wird in Rückenmarksnarkose (Spinalanästhesie) oder Vollnarkose durchgeführt. Nach Anlegen einer Blutsperrenmanschette am Oberschenkel wird in Höhe der betroffenen Nerven je ein kleiner Hautschnitt angebracht. Mit Hilfe einer mikrochirurgischen Lupenbrille kann der Chirurg den Nerven aufsuchen und ein Stückchen davon entfernen. Die Wunde wird nach Blutstillung schichtweise vernäht und ein elastischer Verband angelegt. Nach der Operation dürfen Sie aufstehen und das Bein voll belasten, sobald die Narkosewirkung abgeklungen ist. Die Neigung zu Blutergüssen ist bei jedem Menschen unterschiedlich. In den ersten Wochen ist ein häufiges Hochlagern und Kühlen des operierten Beines zu empfehlen um Schwellungen und Blutergüsse zu vermeiden. Die Hautfäden werden nach 10 bis 14 Tagen entfernt. Operationsbedingte Beschwerden können je nach Schwellneigung bis zu 4 Wochen nach dem Eingriff zu spüren sein.