Rheumatoide Arthritis

Ein Synonym für diese Erkrankung lautet chronische Polyarthritis (CP). Die Erkrankung betrifft häufig Frauen im mittleren Lebensalter, gibt es aber auch bei Kindern (juvenile chronische Polyarthritis), bei Männern und in jedem Lebensalter. Hierbei kommt es zu einer Entzündung und Zerstörung u.a. von Gelenken, meist an mehreren Lokalisationen. Man geht davon aus, dass im Körper Antikörper gegen das Gewebe der Gelenkinnenhaut sowie der Sehnengleitgewebe, der sogenannten Synovia gebildet werden. Im Blut sind evtl. der Rheumafaktor oder auch andere spezifische Blutwerte wie der Anti-ccp-Wert nachweisbar.

In den Gelenken kommt es zu einem vermehrten Wachstum der Gelenkinnenhaut und zur vermehrten Absonderung von Gelenkflüssigkeit (Gelenkerguss). Bei weiterem Fortschreiten wird der darunterliegende Knorpel und Knochen bzw. Sehnen angegriffen, was zur Deformation und Schwellung der Gelenke bzw. Zerstörung der Sehnen führt. Die Zerstörung bezieht aber oft auch weitere Organe mit ein, vor allem Augen, Nieren, Herz und Lunge. Da der gesamte Körper betroffen sein kann ist es erforderlich, eine systemische medikamentöse Therapie, die sog. Basistherapie, einzuleiten. Daher sollte bei dem Verdacht auf eine Rheumatoide Arthritis immer eine Untersuchung beim Rheumatologen erfolgen, der durch erweiterte Blutuntersuchungen und evtl. zusätzliche Röntgenbilder (Füße, Halswirbelsäule) die Diagnose sichern und das Stadium der Erkrankung bestimmen kann.

Nach der American Rheumatism Association (ARA) liegt eine Rheumatoide Arthritis dann vor, wenn mindestens vier der unten angeführten 7 Kriterien bereits länger als sechs Wochen zutreffen:

  1. Morgensteifigkeit von mindestens einer Stunde Dauer in den betroffenen Gelenken
  2. Schwellung von drei oder mehr Gelenkregionen
  3. Arthritis an mindestens einem Hand- oder Fingergelenk
  4. Symmetrische Verteilung der betroffenen Gelenke
  5. Rheumaknoten
  6. Rheumafaktoren sind im Blut nachweisbar
  7. Sichtbare rheumatische Knochenveränderungen im Röntgenbild

An der Hand werden von der Rheumatoiden Arthritis vor allem das Handgelenk, sowie die Fingergrund- und Mittelgelenke befallen. Oft beginnt die Erkrankung sogar mit einer Schwellung und Schmerzen in den Handgelenken. Durch die Zerstörung der Gelenkflächen und dadurch, dass meist auch Bänder und Sehnen in Mitleidenschaft gezogen werden, kommt es zu einer typischen Verlagerung der Finger in den Grundgelenken auf die Kleinfingerseite, der sog. Ulnardeviation. Kompensatorisch steht das Handgelenk dann oft in Richtung Speiche (sog. Radialduktion). Weitere Auswirkungen der Erkrankung auf die Finger sind auch unter den Stichworten Knopflochdeformität und Schwanenhalsdeformität näher beschrieben.

Operativ kann an einzelnen Gelenken in der Frühphase ein Fortschreiten der Gelenkdestruktion verzögert werden, indem das kranke Synovialgewebe entfernt wird. Die Gelenkinnenhaut bildet dann innerhalb von einigen Wochen ein Regenerat. Dieses Ersatzgewebe wird aber meist nicht mehr bzw. sehr zögerlich von der Krankheit befallen, so dass durch die Methode der frühzeitigen Synovialektomie ein Fortschreiten der Destruktion effektiv verhindert bzw. verzögert werden kann.

Im Prinzip zielen alle operativen Eingriffe darauf ab, ein Fortschreiten der Gelenk- und Sehnenzerstörungen zu verzögern. Wenn dies nicht gelingt, bzw. der Patient sich erst mit deutlich destruktiven Veränderungen vorstellt, bleiben nur noch sekundäre Eingriffe, um möglichst verloren gegangene Funktionen wiederherzustellen oder eine Restfunktion zu erhalten: Rekonstruktive Maßnahmen wie das Einbringen von Silikonplatzhaltern und Prothesen, Sehnentransplantationen oder Rettungseingriffe ("Salvage Surgeries") zum Erhalt von Restfunktionen, z.B. die Arthrodese, d.h. eine operative Gelenkeinsteifung.

 

Die Rheumatoide Arthritis (chronische Polyarthritis) ist
nicht zu verwechseln mit der Arthrose.